Der Beckenboden ist sowohl in seinem anatomischen Aufbau, als auch in seiner übergreifender vernetzender Funktion für den gesamten Körper, vielschichtiger, als man es sich vielleicht vorstellt.
Ihn ausschließlich auf den Schließmuskel zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht!
Jedoch am ehesten bekannt ist der Beckenboden als Schließmuskel.
Für seine Funktion des Öffnens & Schließens bei jedem Toilettengang, beim Stuhl- & Wasser-Lassen.
Die meisten von uns kommen das 1. Mal mit dem Thema Beckenboden in Berührung, wenn es zu einem Problem mit dem Wasserlassen kommt, in Form einer Harninkontinenz.
Bei Frauen während einer Schwangerschaft,; beim Lachen, Niesen , Husten oder unwillkürlichem Urinverlust; nach einer Geburt und/oder Jahre danach; teils ab dem 40. Lebensjahr oder in den Wechseljahren.
Aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer sind von Inkontinenz, umgangssprachlich Blasenschwäche, betroffen. Es geht einher mit unwillkürlichem, nicht kontrollierbarem Harnverlust und kann sich auch in Symptomen,
wie häufiges Wasserlassen und Ausscheiden nur kleiner Mengen an Urin, äußern.
Oft hört man Äußerungen wie:
"Meine Blase ist zu schwach"; "Mein Schließmuskel hält nicht mehr dicht".
Was kann nun zu einer Inkontinenz führen?
Schwangerschaft, Geburt & Tragen des Kindes (hohe Belastung des Beckenbodens)
Hormonelle Veränderung (Wechseljahre)
Schwere körperliche Belastung
Schwaches Bindegewebe
Vernarbungen/ Verletzungen nach Operationen im Beckenbereich oder durch Geburten
Organsenkungen
Prostatavergrößerung
Fehlhaltungen/-belastungen
Das Tragen eines Kindes, sei es unter unserem Herzen oder in unseren Armen, ist das wundervollste, zugleich aber anspruchsvollste für den Körper einer Frau
Warum nun wird der Schließmuskel häufig für die Inkontinenz verantwortlich gemacht?
Der Schließmuskel ist oft derjenige, der als Letzterer dem Druck von oben, aus dem Körperinneren, nicht mehr stand halten und so Urin unwillkürlich abgehen kann.
Sei es durch einen schwachen Beckenboden und/ oder Organe, die nach unten drücken und so der Schließmuskel dem Druck nachgibt und Urin ablässt.
Aber der Beckenboden ist weit mehr, als nur ein Schließmuskel!
Die Beckenbodenmuskeln bestehen aus 3 miteinander verwobenen Muskelschichten, von außen nach innen, übereinander liegend. Diese wiederum sind mit Bindegewebe durchzogen & umhüllt, den Faszien; wovon die äußerste Muskelschicht den kleinsten Teil bildet.
Äußere Schicht: von unten betrachtet
Wie eine liegende 8-er-Schlinge umschlingt diese Muskelschicht die Öffnungen Scheide & After.
Die längs verlaufende Muskulatur ist zwischen Schambein & Steißbein aufgespannt & kreuzt am Dammpunkt. Diese Schicht unterstützt die äußeren Schließmuskeln
Mittlere Schicht:
Wie ein Dreieck aufgespannt zwischen den Sitzbeinhöckern und den Schambeinästen, mit querverlaufenden Muskelfasern verbunden. Diese Schicht bettet den Blasenschließmuskel ein.
Innere Schicht: von oben, ins Becken hinein betrachtet
Die Größte der 3 Beckenbodenschichten:
sie liegt trichterförmig im kleinen Becken, so groß wie 2 Hände, die eine Schale bilden.
Der Muskelverbund um den Hauptmuskel Musculus Levator Ani, kleidet das kleine Becken fächerartig aus und verläuft vom Steißbein zum Schambein.
Diese Schicht hält die Beckenorgane an Ort & Stelle & unterstützt die Beckenbewegungen.
So ist der Beckenboden mit seinen 3 Muskelschichten und deren Funktionen weit mehr, als "nur" ein Schließmuskel, wie weitläufig verbreitet.
Alleine schon an der Größe der Muskelfläche ist zu erkennen, dass die innerste, größte Schicht, die Kraft- & Halt gebende Schicht des Beckenbodens ist.
Ein dynamisch gut trainierter, aufgespannter, flexibler, den Bewegungen anpassungsfähiger Beckenboden, gibt somit Kraft & Halt tief aus dem Inneren des Beckens heraus!
Diese Kraft & dieser Halt aus dem Inneren des Beckens ist nicht örtlich begrenzt, mit seinen Aufgaben & Funktionen im Becken, sondern ist faszial & muskulär bis in die tief liegende Muskulatur des Körpers vernetzt.
Nicht umsonst spricht man vom Beckenboden, auch von der
"Kraft aus der Körpermitte"
Wird nun, wie in einigen Beckenbodentrainings, ausschließlich die äußere Beckenbodenschicht; die Schließmuskeln trainiert; so ist dies hinsichtlich der eigentlichen Ursachen, wie z.B. Organsenkung, die zu einer Inkontinenz führen, wenig hilfreich.
Und auch seine geschmeidige, flexible Aufgabe des Öffnens & Schließens, wird durch ein übermäßiges Training, behindert!
Anleitungen/Übungen wie:
"Unterbrechen des Harnstrahles während des Toilettenganges",
führen zu
- Verkrampfungen der Schließmuskulatur
- die Schließmuskulatur muss ihrer Aufgabe, des Öffnens & Schließens bei Bedarf, sprich wenn die Blase voll ist, nachkommen können
- bei zu starker Spannung, verschließt der Muskel frühzeitig, bevor die Blase vollständig entleert ist
- und führt zu Restharn & häufigen Toilettengängen
- und verhindert nicht die Inkontinenz!
Auch ein globales, meist dauerhaftes Anspannen des Gesäßes, dem Becken,
"alles fest, dicht machen", führt zu
- Verspannungen des Schließmuskels, des Beckenraumes
- engt die Beckenbeweglichkeit ein
- und weiterführend verändert es die gesamte Körperstatik
Und hat somit auch leider keinen positiven Einfluss auf eine Inkontinenz.
Deshalb ist es so wichtig, zu verstehen, wie der Beckenboden aufgebaut ist, und so viel mehr ist, als "nur" ein Schließmuskel! Und warum auch der Schließmuskel nicht ungünstig,
einseitig, trainiert werden soll.
Darüber hinausgehend, zu seiner tragenden & Halt gebenden Funktion für die Organe, leistet der Beckenboden viel mehr, als Vielen von uns bekannt oder bewusst ist.
Hat der Beckenboden doch oftmals durch seine, auf ihn aufmerksam machenden Probleme, wie Inkontinenz & Organsenkung, einen weit verbreiteten eher "schlechten Ruf".
Und wird somit ein Beckenbodentraining hauptsächlich mit Erkrankungen der Inkontinenz, in Verbindung gebracht und kaum jemand erzählt sich: "Ich gehe zum Beckenbodentraining"!
Das wird dem Beckenboden in keinem Fall gerecht!
Dabei: Den Beckenboden sollte JEDE/R trainieren!
Der Beckenboden:
- ist Dreh- & Angelpunkt unserer Kraft gebenden Körpermitte, aus der heraus wir gerade auch in Alltagsbewegungen, angepasst & automatisch, adäquat reagieren können
- ein dynamisch, flexibler, kraftvoller Beckenboden hat Einfluss auf unsere gesamte Körperstruktur
- seine Halt gebende Kraft hat immer positive Auswirkungen auf unsere Körperhaltung -& Aufspannung
Welche positiven Auswirkungen auf unseren Körper hat nun ein dynamisch, flexibler, kraftvoller Beckenboden?
Durch optimale Ausrichtung aller Körperstrukturen:
- Entlastung & positive Aufspannung sämtlicher Gelenke: im Becken, der gesamten Wirbelsäule, Brustkorb, Schultergürtel
- gute Belastung der Fuß- & Beinachsen
- gesunde mit Leichtigkeit aufgespannte Körperhaltung
- Entlastung der Organe
- Positiver Einfluss auf die Atmung
Schützt somit vor & hilft auch bei:
- Fuß-Knie-Hüftgelenks-Fehlstellungen & Arthrosen
- Fehlstellungen, wie Skoliosen, Rundrücken, Hohlkreuz, Beckenschiefstand
- Wirbelsäulenbeschwerden/-Rückenschmerzen, wie LWS-Syndrom, Ischiassyndrom, HWS-Syndrom
- Schulter-Arm-Syndrom
- Inkontinenz, wie Harn-/ Stuhlinkontinenz
- Organsenkungen, wie Blasensenkung/Gebärmuttersenkung
- Leisten- & Bauchwandbrüche
- Hämorrhoiden
So wie das Training, auch bereits vorhandene Beschwerden verringern kann und dem Körper durch Neu-Ausrichtung & tiefenmuskulärer Vernetzung, wieder Leichtigkeit, Kraft, Stabilität & Flexibilität geben kann!
Wie gelange ich zu dieser inneren Kraft? Zu dieser gesunden Aufspannung meines Körpers?
Hierzu ein 1. Tipp zur Aufrichtung im Sitzen & Kennenlernen der Sitzbeinhöcker (Foto unten)
- sitze auf den vorderen Rand eines Hockers/ Stuhles
- stelle die Füße hüftschmal auf, in einer Linie mit den Kniegelenken
- lege die Hände über Kreuz auf das Brustbein
- sitze direkt auf die Sitzbeinhöcker, vorab gerne die Sitzbeinhöcker ertasten
- richte den Brustkorb direkt über das Becken aus, in einer Linie & lass den Brustkorb gefühlt wegschweben vom Becken
- den Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule ausrichten, der oberste Punkt des Schädels, den Kronenpunkt, in die Länge denken
- so ausgerichtet kommt der Beckenboden schon in eine gute Aufspannung & erfährt Entlastung
Als Zusatzübung, um die Stellung der Sitzbeinhöcker, besser wahrzunehmen:
- rolle mit dem Becken so nach vorne oben, dass der Sitz nun hinter den Sitzbeinhöckern ist (Foto unten)
- im Gegenzug das Becken sanft nach hinten oben rollen, so dass der Sitz nun vor den Sitzbeinhöckern ist, d.h. ein leichtes "Hohlkreuz" entsteht
- ein paar Mal so über die Sitzbeinhöcker rollen
- die Bewegung kleiner werden lassen
- bis der Sitz auf dem höchsten Punkt der Sitzbeinhöcker ist, dem "Sitzpunkt"
- eingependelt in der Mitte, weder vor, noch hinter den Sitzbeinhöckern sitzend (Foto oben)
Egal, von welcher Seite aus, aus welchem Grund heraus, man ein ganzheitliches Beckenbodentraining angeht, es findet immer eine tiefe Vernetzung durch den ganzen Körper statt.
Es dient zur Gesunderhaltung des gesamten Bewegungsapparates, entlastet die Organe, verhilft aber auch zur Wiedererlangung verloren gegangener Körperspannung & unterstützt dadurch schon vorhandene Dysbalancen wieder auszugleichen.
Es müssen nicht erst auffällige Beckenbodenprobleme vorliegen, um einen dazu zu veranlassen ein Beckenbodentraining auszuüben.
Denn der Beckenboden ist weit mehr als "nur" ein Schließmuskel!
Mit der Kraft aus dem Beckenboden - aus der Körpermitte heraus
- Aufgespannt - Geschmeidig - Stabil - Flexibel -
mit der Kraft aus unserem Inneren
durchs Leben gehen
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